Wustis Blog

Der Blog über Tobias Wust und seine Reise

Das Steinhuder Meer von Nepal

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Eine Sache Vorweg: Warum haben die Hotels hier keine Klobürsten? Ich hoffe ihr könnt euch nicht vorstellen, wie meine Toilette nach 4 oder 5 Tagen ohne bürsten aussieht.

Fewa Lake in Pokhara

Jedenfalls. Nachdem ich krank in Pokhara angekommen bin lasse ich den darauffolgenden Tag sehr ruhig angehen. Ich spaziere in der Gegend, sehe mir ein wenig die Umgebung an und daddel ein bisschen im Internet. Pokhara ist lustig. Es wirkt auf mich wie eine Mischung aus Kathmandu und dem Steinhuder Meer. Man kann überall Boote mieten. Viele Restaurants verkaufen Fisch aus dem See und insgesamt ist sämtlicher Trubel auf den See gerichtet. Alle Hotels und Restaurants versuchen ein kleinbisschen Lakeview zu haben. Insgesamt ist es aber ruhiger als Kathmandu und vorallem nachts sehr schön. Viele Restaurants verwandeln sich in Meere aus Lichterkettern und Lagerfeuern.

Aus Interesse habe ich mal recherchiert. Mein Gefühl hätte mir gesagt, dass der See hier etwas kleiner ist, als das Steinhuder Meer. Tatsächlich hat der See hier aber eine Fläche von etwa 4,4km² und das Steinhuder Meer eine Fläche von – haltet euch fest – 29,1 km²! Ich wusste ja garnicht, wie riesig das eigentlich ist. Wenn ich bedenke, dass ich nur einen ganz kleinen Zipfel davon kenne. Verrückt. Mehr vom Steinhuder Meer sehen steht nun auf meiner Deutschland To-Do Liste.

Was Pokhara allerdings bietet, im ganz im Gegensatz zum Steinhuder Meer, ist die verrückte Lage. Der See befindet sich inmitten von Bergen. Von hier aus lassen sich Riesen wie der Annapurna und der Machapuchare(“Fishtail”), der noch nie vollständig bestiegen worden ist, sehen.

World Peace Stupa und Devi Falls

Mein treuer Drahtesel

An meinem zweiten gesunden Tag miete ich mir ein Mountainbike um ein wenig die Region zu erkunden. Ich fahre zur Wolrd Peace Stupa. Ein Japanisch Buddistischer Tempel auf einem Berg am Rande des Sees. Man kann sie von überall hier sehen. Die Fahrt ist äußerst strapaziös. Bergauffahren war noch nie meine Stärke. Und tatsächlich ist die Stupa relativ langweilig. Es ist eine große weiße Kuppel mit vier Buddha oder buddhaartigen Darstellungen in vier Himmelsrichtungen. Viel beeindruckender ist der Blick von dort Oben über den See in Richtung Annapurnamassiv. Ich verweile dort Oben daher eine Weile in einem herrlich friedvollen Restaurant mit Dachterrasse und genieße den Ausblick und die Ruhe.

Blick auf den Fewa Lake

Nach einem guten Essen und einer Coke geht meine Radtour weiter. Endlich kann ich bergab düsen. Es ist übrigens eine schlechte Idee mit sehr dünnen Schuhen (Feiyus) und ohne Socken Downhill fahren zu wollen. Nach einer Weile merkt man das gut in den Füßen. Dennoch genieße ich das Düsen mehr als den Weg nach oben. Ich will zum Devi Fall. Ein Wasserfall, der irgendwo in der Nähe sein soll. Üblicherweise verfahre ich mich zunächst mehrere male. Lande in einem der vielen tibetischen Flüchtlingslagern, die hier entstanden sind, als die Chinesen vor Jahren in Tibet eingewandert sind. (Wer die Geschichte nicht kennt sollte Sieben Jahre in Tibet mit Brad Pit sehen oder das original Buch von Heinrich Harrer lesen). Das Flüchtlingslager ist eigentlich ziemlich schön. Es ist sauberer als jede andere Gegend in der ich war und sieht aus wie eine Bungalowferiensiedlung. Nach ein wenig herumfragen komme ich aber bei den Devi Falls an.

Davi Falls

Ein klein wenig Eintritt wird verlangt und dann steht man vor diesem Ungetüm aus Wasser. Das Beeindruckende an den Devi Falls, was sich auf keinem Foto einfangen lässt, ist dass sie scheinbar ins Nichts führen. Der Fluss kommt strömend angebraust, fällt, fällt, fällt und man sieht einfach von nirgendwo, wohin. Er verläuft irgendwo unterirdisch weiter um irgendwann irgendwo wieder rauszukommen.

Zu dem Wasserfall wurde auch irgendeine gruselige Geschichte gedichtet. Eine Schweizerin wollte dadrin Duschen und wurde mitgerissen oder so ähnlich und daher komme der Name. Die Geschichte finde ich aber doof und lese sie deshalb nicht so genau. Der Wasserfall selbst ist allerdings faszinierend und beeindruckend.

Nach dem Wasserfall will ich der Straße weiter folgen und hoffe, dass ich irgendwie um den See herum zurück nach Pokhara komme. Das erweist sich als Fehlanzeige. Zwei Stunden fahre ich eine Straße bergauf, ehe ich aufgebe und wieder zurückrolle. Soweit bergab Straße rollen macht ja schon Spaß. Teilweise schneller als die Motorräder zischt man nur so dahin und muss endlich mach nichtmehr treten!

Tag auf dem See

Ich beim Rudern. Ganz hinten ganz klein auf dem Berg die World Peace Stupa.

Tja was soll man sagen. Pokhara ist schon ein Ruheort. Ein Segelboot darf ich mir ohne Segelerfahrung leider nicht leihen. Aber ein Ruderboot dafür schon. Ich schnappe mir eins für etwa 5€ für 5 Stunden (in Deutschland bezahle ich am Steinhuder Meer glaube ich 10€ für eine Stunde?). So verbringe ich viele Stunden auf dem See. Einfach T-Shirt ausziehen, treiben lassen und nichts tun. Herrlich. Vorher habe ich mir natürlich ein üppiges Picknick zusammengekauft. Vom See kann ich die vielen vielen Paraglider am Himmel schweben sehen. Zwischendurch springe ich auch mal für ein paar Minuten ins Wasser aber eigentlich tue ich den ganzen Tag nichts außer Bisquits mit Nutella zu essen. Hat man den Mist einmal angefangen kann man nicht mehr aufhören zu essen.

Chillen im Boot mit “gesundem” Picknick

Paragliding

Startplatz. Wo alles beginnt.

Jaha. Wie alle wissen war heute Paraglidingtag. Also früh raus, gefrühstückt und dann gehts los. Ein Jeep fährt uns zum Startplatz. Ich habe doch keine deutsche Pilotin sondern einen spanischen Piloten. Ivan. Kein spanischer Name. Vertrauenswürdig. Er erkärt mir kurz, wie der Start abläuft. Er zähle bis drei, dann muss ich gehen und mich nach vorne lehnen. Irgendwann gibt er mir ein Signal, dass ich loslaufen soll. Falls er stoppt sagt, soll ich stehen bleiben, wenn nicht fangen wir an zu fliegen. Der Gurt wird mir angelegt, der Schirm ausgepackt, noch ein paar mal konrolliert, indem er in die Luft gezogen wird, wo er sich aufbläht. “Guter Wind heute” sagt Ivan. Er schnallt uns beide am Schirm fest. Er zählt. Ich gehe. Er zieht am Schirm. Wir laufen. Wir fliegen.

Paragliden mit dem Annapurnamassiv im Hintergrund

Das ist einfach unglaublich. Beim Paragliden sitzt man in einem eigentlich ziemlich gemütlichen Sitz. Es ist ganz anders als ein Klettergurt, wo man ja drin hängt. Es ist fast wie ein Sessel. Das sei  notwenidg erklärt Ivan, weil man mit einem Paraglide ewig unterwegs sein kann. Sein längster Flug waren etwa 7 Stunden. Ich habe Glück. Ivan erweist sich als hervorragender Pilot, der die Winde gut lesen kann. Wir schaffen es höher zu steigen als alle andere Paraglider. Der Flug geht knapp 10km über Berge. In der Ferne sieht man das riesige Annapurnamassiv, überblickt die Stadt und hat eine wundervolle Aussicht. Unter uns sind Bäume, andere Paraglider, Häuser, Menschen und sogar Adler. Ja Adler. Ich konnte fliegende Adler von oben sehen. Riesige Viecher mit geschätzt zwei Meter Spannweite. Immer wieder fragt Ivan mich, ob ich Motion Sickness habe, weil man sich in den Aufwinden solange spiralförmig hochdreht. Aber mir geht es zum Glück gut.

Ich frage natürlich, ob ich auch mal steuern darf und ich darf. Es erweist sich als einfach. Alles fliegt von alleine. Man zieht auf einer Seite zum lenken. Zieht auf beiden zum Bremsen. Das schwierige ist natürlich die ganze Sache mit dem Wind. Sehen wo es nach oben geht. Nachdem ich gesteuert habe machen wir noch ein klein wenig Aerobatik. “Wing Over”. Das bedeutet wir schaukeln so sehr hin und her, bis wir uns über dem Schirm befinden. Man merkt die G-Kräfte im Genick. Herrlich. Danach setzen wir leider schon zur Landung an.

Ich habe beschlossen, dass ich zuhause auch einen Gleitschirmschein machen will. Die Ausbildung dauert nur wenige Wochen. Kostet grob 1500€ und Ausrüstung auch nur ein paar tausend. Das Gleitschirmfliegen ist ab so nah an echtem Fliegen dran. Ein Gleitschirm für eine Person wiegt nur etwa 15kg. Und ist zusammengepackt nur so groß wie ein Rucksack. Und das muss doch toll sein, einen Berg erst zu besteigen und dann herunterzufliegen. Denn im Prinzip kann man den Gleitschirm überall starten, wo es ein wenig bergab geht. Selbst ohne kann man mit einer Seilwinde starten. Dann braucht man Aufwinde und kann steigen! Da werde ich mich zurück in Deutschland auf jeden Fall nochmall schlau machen.

Nach dem Spektakel habe ich den Tag ruhig mit diesem Blogeintrag ausklingen lassen. Außerdem war ich heute mal bei einem Barber und habe mir eine professionelle Rasur geholt. Mit dem Bart, den ich hatte, hätte ich meinen Rasierer eh nur zerstört.

Zeit für eine Rasur

Und weitere Pläne? Morgen will ich schauen, dass ich einen Local Bus nach Bandipur erwische, da bleibe ich dann wenige Tage, dann geht es schonwieder nach Kathmandu und bald weiter nach Thailand!

Habt ihr jetzt auch so viel Lust auf Paragliding?

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