Heute war Wandertag. Nachdem ich morgens meine Tickets nach Udaipur gecancelt habe (für die ich 500 Rupen wiedergekriegt habe), machte ich mich auf den Weg einfach mal in eine Richtung zu gehen, in der ich noch nicht war. Nach einer Weile, schon abseits von den üblichen Touristenwegen traf ich auf eine Gruppe polnischer Touristen, die mich nach dem Weg zum Laxmi Narayah gefragt hat. Leider konnte ich nicht helfen. Ich wusste zwar nicht wo oder was das ist, aber ich hatte mir dann vorgenommen auch dorthin zugehen.
Nach ein wenig spazieren und durchfragen bin ich auch angekommen. Es ist ein großer
Hindutempel, der kostenlos betreten werden kann. Schuhe, Handy und Fotoapparat müssen allerdings zurückgelassen werden. Insgesamt ist das Gebäude schön. Viele Leute beten. Quasi keine Touristen. Viele bringen Blumen mit ähnliches mit. Ein Mann sitzt da und macht orange Punkte auf die Stirn der Leute, ich hole mir keinen. Noch viel interessanter als der Tempel erweist sich allerdings sein Garten. Man muss aus dem Tempel raus, kriegt seine Sachen wieder und sozusagen eine Tür weiter geht es in den Garten. Ein großer Garten der Ruhe und Frieden ausstrahlt. Ganz anders als Pahar Ganj nur wenige Kilometer entfernt. Der Garten ist gespickt mit Figuren von Menschen, Tieren oder tierischen Menschen. Wahrscheinlich Gottheiten oder Vertreter davon. Die Gelegenheit nutze ich, um die Ruhe zu genießen und eine kühle Coke zu trinken. Natürlich setzen sich wieder ausgerechnet Deutsche neben mich und wir quatschen eine Runde.
Als nächstes will ich zu einem Ort gehen, der auf meiner Karte “Rose Garden” heißt. Erstmal finde ich einen anderen Park. Den Talkatora Garden. Der ist auch schön und es ist kein einziger Tourist zu sehen. Es ist eher ein Park für verliebte Inder. Auf jeder Bank und auf jeder Wiese sitzen knutschende Pärchen. Ich setze mich auch auf eine Wiese und raste ein halbes Stündchen. Wieder nach ein wenig wandern und durchfragen werde ich dummerweise davon abgehalten in den Rosengarten zu gehen: der Garten liege auf dem Gelände der Präsidentenresidenz und sei nur zu bestimmten Zeiten begehbar. Der Soldat empfiehlt mir aber zum Rakabganj zu gehen. Es ist nicht weit weg und sei ein religiöser Ort. Es sind nur wenige Minuten Fußweg.
Es ist ein schönes weißer Gebäude. Wieder werde ich aufgeklärt, dass ich keine Schuhe tragen darf. Außerdem müsse ich eine Turbanersatz tragen.
Der Tempel ist erhoben. Man muss Treppen steigen, ehe man ihn betreten kann. Vor den Treppen ist ein flaches Becken mit Wasser, in dem man sich die Füße Waschen muss.
Innen ist mitten im Raum eine Art schrein. Dahinter sitzt eine offenbar wichtige Person. Zur linken sitzen drei Musiker, die singen und Instrument spielen. Vereinzelte Leute sitzen auf dem Boden und andere kommen, beten vor dem Schrein, gehen eine Runde. Ich setze mich erstmal auf den Boden und beobachte das Geschehen. Irgendwann frage ich jemanden, ob er mir zeigen kann, wie das mit dem Gebet geht. Wir gehen kurz raus und er erklärt mir, dass es ein Sikh-Tempel sei. Ich hab zwar noch nie davon gehört aber will natürlich trotzdem wissen, wie das geht. Zunächst begrüßt man respektvoll den Priester, mindestens im Stehen mit Händen zum Gebet zusammen und Kopf gebeugt. Viele knien auch nieder. Dann geht man um den Schrein herum. Unter der Schrein sind Fenster.
Darin liegt die Asche des 9. (von 10) Gurus der Sikh. Der 8. liegt auch in Delhi irgendwo. Am Ende der Runde kriege ich eine Schüssel mit Essen. Eine Art heiliger süßer Milchreispudding oder so. Ich esse ein paar happen mit den Fingern und verlasse den Tempel. Dort wird mir noch Wasser und richtiges Essen angeboten. Bei den Sikh könne jeder kostenlos essen. Das Wasser nehme ich an, das Essen schlage ich dankend ab. Außerdem erzählt mir eine Frau lang und breit die Geschichte der Sikh, was es mit den Gurus auf sich hat. Dass der 9. Guru ohne Kopf war und deswegen verbrandt worden ist. Alles so Sachen. Ihr Englisch war leider nicht das beste, deshalb habe ich nur die Hälfte verstanden. Trotzdem habe ich immer zugehört, genickt und ja gesagt. Wie man das so macht.
Danach mach ich mich auf den Weg zurück zum Hotel. Spirituelle Erfahrungen von zwei Religionen reicher.