Wustis Blog

Der Blog über Tobias Wust und seine Reise

Per Anhalter durch… Silvester

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Als Anhalter

Als Anhalter in der Mittagshitze

Auf meinen Reisen wurde ich schon oft von irgendwem mitgenommen. Aber dieses mal sollte das erste Mal werden, bei dem ich wirklich geplant habe, als Anhalter zu reisen. Natürlich läuft dabei wieder so einiges schief aber dafür ist es ein lustiges Erlebnis zum erzählen. Ich plane per Anhalter von Townsville nach Airlie Beach zu fahren. Heute ist der 31.12. Silvester Nacht. Airlie Beach ist eine der partyhaftesten Partystädte in Australien. Bestimmt ein guter Ort, um Silvester zu feiern. Dafür schaue ich vorher bei Hitchwiki, wo in Townsville ein guter Ort zum trampen ist. Dort komme ich auch leicht hin. 3,5$ für den Bus und eine halbe Stunde Fußweg bringen mich zu einer großen BP-Tankstelle. Ich schmeiße meine Rucksäcke hin, setze mein freundlichstes Lächeln auf und spreche jeden an, der an die Tankstelle kommt “Schönen guten Tag, fahren sie Richtung süden?”. Es ist 11 Uhr morgens.

Es fängt an zu regnen. Nicht nur Niesel, sondern der tropische Regen, der Straßen überfluten und Katastrophen bringen kann. Townsville hat 320 Sonnentage im Jahr. Man erzählt mir: Wenn es hier regnet, dann richtig! Zum Glück ist die Tankstelle überdacht. Ich habe schon sehr viele Leute gefragt, Trucker, Backpacker einheimische, aber keiner nimmt mich mit oder will nach Süden.

Silvesterbett

Silvesterbett .. auf seine Art doch irgendwie gemütlich

Es ist 17 Uhr. Wenn mich jetzt jemand mitnehmen sollte ist es dunkel, wenn ich in Airlie Beach ankomme. Enttäuscht von meinem Pech mache ich mich auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Nochmal den Bus in die Stadt will ich nicht nehmen. Dann müsste ich den morgen früh ja ein weiteres Mal bezahlen. Also quartiere ich mich bei der Tankstelle ein. Am hinteren Ende ist ein Restaurant mit Bänken draußen. Das wird also mein Bett für die Silvester Nacht.

Baked Beans

Baked Beans – Mittag und Abendessen

Gegessen habe ich seit dem Frühstück nicht mehr. In der Tankstelle ist ein Restaurant aber das ist sehr teuer. Wie man das von Tankstellen so kennt. Und dann noch in australischen Verhältnissen. Also noch teurer! Zum Glück habe ich noch meine Notration im Rucksack. Eine Dose Baked Beans, die ich mir schon vor Tagen gekauft habe, falls ich mal nicht dazu komme, zu kochen. Das scheint ein guter Moment dafür zu sein. Ausrüstung habe ich dabei. Mein treues Schweizer Offiziersmesser öffnet mir mit wenigen Stichen die Dose und im einfachen zusammenklappbaren Reisebesteck, das mir meine Mutter zu Weihnachten geschenkt hat, versteckt sich auch ein Löffel. Das erste mal auf meine Reise, dass ich ihn brauche.

Natürlich bin ich nicht der einzige Penner auf der Bank. Mich sülzt mal wieder eine gescheiterte Existenz voll. Diese Leute scheine ich anzuziehen. Er war Trucker, ist jetzt aber arbeits- und obdachlos und kommt immer mal hier her, weil er hier kostenlos duschen kann und Kaffee kriegt. Er ist irgendwas um die 60. Seine Freundin – oder besser gesagt Sexpartnerin – will die Nacht nicht mit ihm verbringen. Sie will feiern und er fühlt sich zu alt dafür. Stattdessen hat er nun mich um mir seine Geheimnisse über Sex, Politik und Australien zu erzählen. Manchmal finde ich mich zu freundlich, wenn solche Leute mich nerven, ich aber dennoch aufmerksam zuhöre. Vielleicht hat er ja noch eine spannende Geschichte auf Lager? Leider nicht. Nur Mist.

Sonnenuntergang an der Tankstelle

Sonnenuntergang an der Tankstelle

Es wird dunkel. Bald ist Silvester. Der Sonnenuntergang hier ist schön. Aus irgendeinem Grund ist es sehr bunt. Gelb, Rot, Magenta, Violett. Ich versuche ihn zu fotografieren aber auf Fotos sehen diese Bilder nie so gut aus wie in echt. Schade drum. Die Sonne verschwindet hinterm Horizont, der Penner in der Tankstelle. Er kennt das Personal. Was er dort macht weiß ich nicht. Ich schnappe mir meinen Laptop und sehe ein paar Filme, um die Zeit bis Mitternacht zu überbrücken. Vielleicht kann ich in der Ferne ja ein Feuerwerk sehen.

Irgendwann kommt der Penner wieder. “Kannst du nicht schlafen?” fragt er. “Ich will noch das Feuerwerk sehen.” Er geht wieder rein. Kurz vor Mitternacht kommt er raus. Er will wohl auch einen Blick riskieren. Dann ist endlich Mitternacht. In weiter ferne halb hinter dem Horizont in Richtung Stadt sieht man die Raketen gen Himmel sausen. Es gibt keinen Knall und keine Schwefelgeruch. Dafür bin ich zu weit entfernt. Nach einer Minute geht mein einziger Partygast weg. Es sei nur ein weiteres Jahr, das sei doch immer das gleiche. Ich sehe mir das Feuerwerk bis zum Ende an.

Harzer Keiler

Nach dem Harzer Keiler Run

Ich denke über mein Jahr 2013 nach. Über das Laatzener Parkourcamp, das größte Parkourevent Deutschlands, bei dem ich sehr viel mit organisiert habe. Über die Entwicklungen von Parkour Hannover generell. Die Spanienfreizeit, bei der ich zum ersten mal selbst Teamer gespielt habe. Oder an den Siebdrucklehrgang, bei dem ich gelernt habe, wie man T-Shirts bedruckt und ziemlich stumpfe Motive auf Stoff gezaubert habe. An Ostern bin ich mit ein paar meiner besten Freunde durch den Hildesheimer Wald fast in den Harz gewandert. Ich denke an den Harzer Keiler Run, den 22km Hindernislauf, den ich ohne Training bestritten habe. Dieses Jahr habe ich mein Studium endlich Abgeschlossen. Hatte einen toll Ball mit einer tollen Begleiterin. Der USB-Stick, den ich zum Abschluss von meiner FH gekriegt habe, hat vor wenigen Tagen noch meinen Computer Repariert. Dann ist da noch meine Familie und mein Haustiere. Meine Mama, die nah an den Tränen war, als ich sie am Flughafen in Hannover verlassen habe. Und ich denke natürlich an die Erlebnisse auf meiner bisherigen Reise. Das Jahr 2012 war sehr erfolgreich für mich. Mit so vielen guten Erinnerungen. Da kann das Jahr 2013 ja nur besser werden. Mit dem Gedanken müsste ich eigentlich gut schlafen können. Trotzdem bleibe ich ziemlich wach auf meinem Hölzernen Bett liegen.

Am nächsten Tag finde ich übrigens relativ schnell eine Mitfahrgelegenheit. Einen etwas Angst einflößenden Australier, der mir pausenlos von seinen Schlägereien erzählt. Aber immerhin bin ich sicher angekommen.

In dem Sinne: Frohes neues Jahr allen meinen Lesern!

Und einen herzlichen Dank an alle, die mich unterstützen.

Seid ihr gut in das Jahr 2013 gekommen?

 

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