Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich mit Grasshopper-Travel weiter reise und grob das Konzept erklärt. Die versuchen einen Online-Reiseführer aufzuziehen, bei dem man Videos von den Aktivitäten in Australien sehen kann. In diesen Videos werde unter anderen ich zu sehen sein. 35 Tage soll der Spaß gehen, dann sollen wir in Sydney sein. Der erste Reiseabschnitt liegt nun hinter mir. Wir waren Heißluftballon fliegen, Paintball spielen, Wakeboarden und mehr. Dazu hier ein kleines Tagebuch.
1. Tag (12.2.)
Ich soll 11 Uhr soll ich bei Bunk Backpackers sein. Ein Hostel neben Fortitude Valley, 20-30 Minuten Fußweg von mir entfernt. Den genauen Weg kenne ich nicht aber ich finde es schnell und bin eine halbe Stunde zu früh. Vor dem Gebäude mache ich es mir gemütlich, vertreibe mir die Zeit. 20 Vor 11. Das Telefon klingelt. Stephan schreibt. Stephan ist angeblich der Kameramann. Eine halbe Stunde verspätung haben sie. Immernoch bin ich unsicher, ob diese ganze Angelegenheit vertrauenswürdig ist oder ob mich da irgendjemand geschickt übers Ohr haut. Also warte ich geduldig weiter. Nach einer Stunde verspätung klingelt wieder das Telefon. Stephan sei bei dem Hostel. Wir suchen uns. Er findet mich. Mich und andere, die in oder in der nähe vom Hostel gewartet haben.
Stephan hat einen gemieteten Kleinbus und einen Anhänger dabei. Gutgläubig schmeißt jeder seine Sachen in den Rucksack und wir fahren los. Wir machen uns alle ein wenig bekannt. Im Team ist natürlich Stephan, Kameramann aus Byron Bay. Ein anderes Teammitglied soll später kommen. Unsere Gruppe besteht bis dato aus mir, Roy aus den Niederlanden, Liis aus Estonia, Courtney aus Canada, Mirijam aus Deutschland, Serhan – Deutschtürke und Sam und Scott, ein Paar aus Canberra.
Stephan erklärt uns noch einmal was wir machen. Das soll ein Online Reiseführer werden, bei dem jeder vorher sehen kann, was sie erwartet. Dafür werden wir bei Aktivitäten gefilmt und müssen dazu jedesmal einen Videokommentar in eigener Sprache abgeben. Soweit so gut.
Die Finanzen müssen noch geklärt werden. Die meisten von uns haben erst eine Anzahlung überwiesen. Das Restgeld müssen wir auch überweisen. Also halten wir zunächst bei einer Bank. Ich bin immer noch ein wenig misstrauisch. Fast alle von uns sind es. Immerhin sind wir mit einem fremden in einem Bus und er verlangt eine Menge Geld von jedem von uns. Trotzdem kümmert sich jeder um seine Finanzen.
Als das hinter uns gebracht ist, geht die “echte” Tour endlich los. Wir fahren nach Ipswich. Dort sollen wir morgen einen Heißluftballonflug haben. Und wir kommen unglaublicherweise wirklich in Ipswich an. Als wir das Hotel sehen, in dem wir die nächsten Tage verbringen sollen schwinden alle Zweifel. Wir quartieren im Ipswich Metro Hotel. 4.5-Sterne-Hotel. Ich teile mein Zimmer mit Roy. Mit den anderen Leuten haben wir den Tag nicht mehr viel zu tun. Jeder bleibt in seinem Zimmer. Alle sind müde und niemand ist an so viel komfort gewöhnt.
Ich gönne mir ein Bad in der Badewanne, danach gehe ich auch schlafen. Morgen müssen wir 5 Uhr aufstehen, um in den Sonnenaufgang zu fliegen.
2. Tag (13.2.)
Zweiter Tag. Es wird früh aufgestanden. Ich esse mein übliche Frühstück in Australien: Weißbrot mit Nutella. Wir treffen uns vor dem Hotel. Alle sind ein bisschen grießgrämig, weil sie früh aufstehen mussten aber gleichzeitig sind auch alle aufgeregt. Der Transporter mit dem Heißluftballon auf dem Anhänger ist schon da. Alle sind da, Kameraausrüstung wird eingepackt und wir fahren los. Graem unser Fahrer und Pilot begrüßt uns mit Sätzen die er, gut rauszuhören, schon hunderte mal gesagt hat. Hallo bei Floating Images, ich bin der und der, wir machen das und das.
Die fahrt bringt uns auf einen Fußballplatz. Es ist nichtmehr dunkel aber die Sonne ist auch noch nicht aufgegangen. Fachkundig fängt Graem an, den Ballon aufzubauen. Wir gehen immer mal zu Hand. Hier etwas ziehen, da etwas halten. Der Korb liegt seitlich auf dem Boden. Der große Ballon liegt wie ein langer Schlauch auf dem Boden. Um uns wuselt immer Stephan herum, der alles fotografiert, filmt, einen besseren Winkel sucht. Zwei große Ventilatoren werden angeschmissen. Sie füllen den Ballon zu 2/3 mit kalter Luft. Er wird größer und größer so groß hat ihn wohl keiner erwartet. Stephan wuselt wieder rum. Er geht in den Ballon, fotografiert von innen außen. Unsere Aufgabe ist, die Sicherheitsbestimmungen zu lesen und zu unterschreiben. Der Luftballon ist weit genug gefüllt. Die Flammen kommen ins Spiel. Stephan macht weiter Fotos davon ganz nah an die Flamme. “Kannst du nochmal das Feuer anmachen?” Graem kann nur kurze Feuerstöße geben. Sonst wird das ganze zu heiß. Der Ballon füllt sich. Steigt langsam auf. Abfahrtbereit.
Wir steigen ein. Stephan nicht. Er will filmen, wie wir abheben. Also erst ganz knapp abheben, 20 Meter Schweben, Landen. Alles gefilmt. Nun kann Stephan auch einsteigen und der Flug beginnen.
Wir fliegen über Ipswich. Die ehemalige Haupstadt von Queensland. Graem kann uns viel zur Geschichte und Randinformationen erzählen. Wir sind aber mehr beeindruckt von der Fliegerei als von dem, was er uns so erzählt. Am Anfang hatten ein paar Leute noch Angst vor der Höhe. Flugangst. Ist man erst einmal in der Luft ist davon nichts mehr über. Der Ballon gleitet lautlos mit dem Wind. Kein rütteln, kein wackeln, total ruhig. Alle 1-2 Minuten wird die Ruhe gestört. Graem muss kurze Feuerstöße geben. Um die Luft im Ballon heiß zu halten. Flugtemperatur sind etwa 90°C. Während des Fluges müssen wir für Stephan immer wieder posen. “Geht hier rüber. Geht da rüber. Kann man den Ballon drehen?” Daran müssen wir uns wohl gewöhnen.
Über ein Stunde dauert der Flug (oder in Deutschland sagt man ja Fahrt beim Heißluftballon). Dann geht es zum Landanflug. Mit einer Leine wird ein Loch am oben Ende des Ballons geöffnet, damit die heiße Luft entweichen kann. Wir sinken und sinken. Alle in die Landeposition! hinhocken und festhalten. Wir schlittern einige Meter über den Boden, prallen ein paar mal ab und kommen schließlich zum stehen. Der Korb kippt dabei fast um, zum Glück hocken wir aber. Keiner steigt aus, sonst heben die anderen wieder ab! Wir müssen warten, bis ausreichend wenig Luft im Ballon ist, dann können wir aussteigen und die fahrt ist leider vorbei. Wir helfen noch fleißig beim Einpacken, werden weiter fotografiert und gefilmt, und fahren zurück zum Hotel.
Das Erlebnis ist damit aber noch nciht vorbei. Teil der Ballonfahrt ist ein köstlichen üppiges Frühstück in unserem Hotel. Wieder geht es mit dem Filmen los. Um uns Scheinwerfer. 4 oder 5 Mal müssen wir anstoßen. Mehr lächeln! Selbst die Kellner werden eingebunden. Mehrfach müssen sie Kaffee eingießen, Platten auf den Tisch stellen und es noch mal wiederholen. Lecker ist es trotzdem.
Nach dem Frühstück müssen wir unser erstes Videotagebuch abgeben. Ich bin der erste. Wir kriegen ein paar Informationen, die erwähnt werden sollen. Nächstgelegener Ballonflug zu Brisbane, Flüge dauern so so lange, sowas eben. Ich bin ja nicht das erste mal vor einer Kamera, also wird es schon nicht so schlimm. Ich fange an: “Hallo ich bin Tobias aus Deutschland…” und plappere irgendwas über den Ballonflug. Nach 35 Sekunden bin ich fertig. “Weil es dein erstes Mal war, nehme ich das mal so hin. Eigentlich soll es etwa eine Minute sein.” Mist, zu schnell gesprochen. Nächstes mal dann. Andere erwischt es aber noch schlimmer. Die wissen gar nicht, was sie vor der Kamera sagen sollen, fangen mitten drin an zu lachen oder irgendwer im Hintergrund macht lärm.
Abends sitzen wir dann zum ersten mal richtig zusammen, um uns intensiver kennenzulernen. Nun ist auch Julien da. Ein Webdesigner aus Frankreich, der bei der letzten Tour schon als Teilnehmer dabeigewesen ist, diesmal aber zum Team gehört. Als Webdesigner und Kameraassistent. Wir trinken Goon. Den billigsten und schäbigsten Alkohol, den es in Australien gibt. Das einzige, was man sich wirklich leisten kann. Dafür ist er so schäbig, dass viele Leute sofort einschlafen, Albträume oder Kopfschmerzen haben oder ganz andere vielleicht noch unbekannte Nebenwirkungen mitbringen. Das kennenlernen ist noch recht oberflächlig. Jeder erzählt ein bisschen über sich. Alter, Woher, Beruf, Hobbies. Teilweise sitzen noch nicht mal die Namen. Aber wir haben ja noch über einen Monat, um uns zu verstehen.
3. Tag (14.2.)
Für den zweiten Tag war Paintball geplant. Das wurde aber um einen Tag verschoben und nun haben wir einen freien Tag. Unser Kameramann bemüht sich aber, damit wir uns nicht langweilen müssen. Wir fahren zunächst in einen kleinen kostenlosen Zoo in Ipswich. Hier sehen wir die üblichen Australientiere. Wallabies, Eidechsen, Vögel, Springmäuse und so. Danach fahren wir zum Wasserturm von Ipswich. Angeblich soll man dort eine schöne Aussicht haben. Der Weg lohnt sich nicht wirklich. Wir sind wohl noch überverwöhnt vom Ballonflug gestern. Stephan entschuldigt sich dafür, dass es nicht so gut war “ich hab es versucht”. Soo schlimm war es dann nicht. Mir hat der Spaziergang dorthin spaß gemacht. Was solls.
Am Abend veranstalten wir ein gemeinsames Grillen. Es gibt schöne Bratwurst, die in Australien übrigens nicht so gut ist wie in Deutschland. Und natürlich wird wieder viel getrunken und gequatscht. Mittlerweile kennt auch jeder alle Namen.
4. Tag (15.2.)
Paintball Tag! Und nicht nur das. Wir kriegen auch ein neues Mitglied. Morgens vor dem Paintball kommt Ryan mit dem Zug in Ipswich an. Er ist über Nacht aus Sydney angereist. Ryan ist Kanadier, war Jahrelang beim Militär und ist nun auf reisen.
Wir fahren zum Paintball. Wir verfahren uns das eine oder andere Mal ehe wir da sind. Uns begrüßt eine Frau und das Schauspiel geht wieder los. Stephan umzingelt uns mit seinem Stativ und seiner Canon “Kannst du das nochmal wieder holen?” “Mehr lachen!” Scotty und Sam werden dabei gefilmt, wie sie ihre Ausrüstung anlegen. Wir werden miteinem Overall, Marker, Helm und Munition ausgestattet. Sicherheitseinweisung, mehrfach gefilmt, und auf die Felder. Die Anlage der Nationalpaintballfields in Ipswich ist sehr groß. 10 Verschiedene Spielfelder mit unterschiedlichsten Szenarien haben sie dort.
Unser erstes Spiel soll Capture the Flag sein. Zwei Basen, in der Mitte eine Flagge und die Aufgabe jedes Teams ist es, die Flagge in die eigene Basis zu bringen. Aber es wird nicht gleich gespielt. Natürlich nicht. Zuerst werden Situationen gestellt. “Stellt euch da und da hin, dort läuft jemand vorbei, tut so, als würdet ihr schießen!” Das ganze mit verschiedenen Situationen. Dann spielen wir endlich richtig. Ich habe ja schon ein paar mal Paintball gespielt, darum kann ich dazu selbst nicht so viel sagen. Man läuft, schießt und versucht zu überleben. Was hier aber sehr cool ist, weil wir filmen: Wir haben unbegrenzt Munition. Normalerweise kriegt man einen Batzen Munition und wenn der Aufgebraucht ist, muss man sich neue kaufen.
Zweites Spiel ist Drop the Bomb. Wieder zwei Basen, in beiden Basen ist ein Bombenplatz. Ein altes Flugzeug oder ein alter VW-Bus. Wieder wird alles gefilmt, wieder wird gespielt. Das Spielfeld ist sehr schön. Es heißt “Village”. Aus alten Blechteilen, Holz, Tonnen und Autos haben die Veranstalter ein Call-of-Duty artige Umgebung gebaut. Kleine Butzen, in denen man sich verstecken kann, Türme, alles da. Trotzdem ist das Spiel schnell vorbei. Irgendwer sprintet eh immer zur Bombe.
Drittes Spiel ist eine andere Variante von Capture the Flag. Zwei Hügel, in der Mitte ein Graben und eine Flagge, an die beide Teams kommen. Die Flagge muss auf einem Eimer platziert werden. Roter Eimer, rotes Team – schwarzer Eimer, schwarzes Team. Das Spiel läuft für eine gewissen Zeit und das Team, das am Ende die Flagge auf dem Eimer hat, gewinnt.
Letztes Spielmodus ist Zombie. Jetzt geht es nur noch darum, die Munition zu verballern. Zwei Teams auf dem Speedballfeld. Ein Team besteht aus Zombies, das andere aus Menschen. Wenn ein Mensch markiert wird, wird er zum Zombie. Das Spiel geht so lange, bis alle Menschen Zombies sind. Ich finde den Spielmodus recht dümmlich. Die Menschen haben keine Chance zu gewinnen. Es sollte ein Zeitlimit geben.
Hinterher geht es wieder an unsere Videotagebücher. Diesmal im Camouflage-Overall auf der Paintballarena. Es fällt allen schon ein wenig leichter. Die Hemmungen vom ersten Mal sind vergangen. Trotzdem redet man (ich) ziemlichen Mumpitz.
5. Tag (16.2.)
Wir fahren zurück nach Brisbane. Quasi in meine Australienbase. Nirgends habe ich so viel Zeit auf dieser Reise verbracht, wie in Brisbane. Aber bevor es nach Brisbane geht haben wir noch einen Programmpunkt: Dragracing. Wir fahren zu einer Rennbahn, auf der 1/4-Meilen-Rennen gefahren werden. Sehr lange bleiben wir aber nicht. Vielleicht eine Stunde sehen wir den Autos zu, die die Strecke in unter 8 Sekunden runterrasen. Da wären auch Autos für mich dabei gewesen. Dann fängt es an zu regnen. Die Rennen können nur gemacht werden, wenn die Strecke trocken ist. Wir müssten also einige Stunden warten, bis wir weitere rennen sehen können. Darauf hat keiner Lust, also fahren wir direkt nach Brisbane.
In Brisbane kommen wir wieder im Metrohotel unter. Das Metrohotel ist coolerweise direkt gegenüber von Jacobs Ladder. Dem Hauptparkourspot in Brisbane. Und so sehe ich dort Dimitri und ein paar von den Brisbane Parkourboys wieder. Natürlich wird darüber gespaßt, dass ich die so sehr vermisst haben muss, dass ich wieder zurück komme.
Nachts gehen Julien, Roy, Liies, Ryan und ich mal wieder feiern. Fortitude Valley. Wo ich letzte Woche noch mit Kiera und Co war.
6. Tag (17.2.)
Letzter Tag in Brisbane. Wir fahren zu einem alten Gefängnis in der Stadt. Vorher hat uns Stephan erzählt, das es dort angeblich spukt. Vom Spuk erzählt uns dort aber niemand etwas. Stattdessen wird uns die Geschichte des Gefängnis erzählt. Eigentlich stehe ich ja auch alte verlassene Orte. Aber insgesamt war es doch ein eher unspektakuläres Erlebnis. Ich persönlich habe mich die meiste Zeit umgesehen, ob ich es schaffen würde, aus dem Gefängnis auszubrechen.
Und weiter?
Natürlich geht die Fahrt noch weiter. Der Aufmerksame Beobachter mag festgestellt haben, dass ich die Reisetage hier mit dem jeweiligen Datum versehen habe. Es ist also leicht möglich auszurechnen, wie viele weitere Tage nun schon hinter mir liegen. Der Artikel soll aber nicht zu lang werden, daher geht es bald in Teil 2 weiter! Das wird sogar sehr spannend, wir waren zum Beispiel Jetski fahren und in einem Luxusappartement. Aber pssst. Ich will nichts vorweg nehmen.
Links:
Pingback: Reisen wie ein Grashüpfer – Teil 2 - Wustis Blog
Pingback: Reisen wie ein Grashüpfer – Teil 2 - Wustis Blog