Eine tolle und erlebnisreiche Zeit in Asien liegt hinter mir. Nun beginnt eine neue Phase des Reisens. Australien. Hier wird alles teurer. Ich werde langsamer reisen und mir gelegentlich Jobs suchen. Ein ganz anderes Leben als das, an das ich mich nun so gewöhnt habe. Aber der Weg nach Australien ist strapaziös. Ich weiß nicht genau, was bei meiner Routenplanung schief gelaufen ist, aber ich fliege am Abend des 17.12. nach Australien, wo ich gegen 2330 ankomme. Dann habe ich einen Tag und muss am Morgen des 19.12., meinem Geburtstag, nach Cairns weiter fliegen.
Im Flughafen schlafen. Oder doch nicht?
Vielleicht sollte ich die Erzählung am Flughafen in Denpasar beginnen. Denpasar ist eigentlich ziemlich falsch, weil der Flughafen von Denpasar ziemlich weit weg ist. Aber der Flughafen in Langenhagen heißt ja auch Hannover. Die Fahrt zum Flughafen ist einfach. Ich teile mir mit einem anderen deutschen ein Taxi und so schaffen wir es, trotz strömenden Regens, fast trocken dort anzukommen. Die gleiche Leier wie immer. Warten, Einchecken, Gepäck abgeben und so weiter. Das muss ich wohl keinem Erzählen. Der Flug soll drei Stunden dauern. Im Flugzeug habe ich die gute Idee, einen Film zu sehen und hole deshalb meinen Laptop raus. Anstatt einen Film zu sehen habe ich dann die wiederum schlechte Idee, doch mal was an meinem Computer zu machen.
Für IT-Experten: Ich hatte Windows und Linux parallel installiert mit grub als Bootloader. Anstatt Linux sauber zu löschen und grub sauber zu entfernen, formatiere ich einfach die Partitionen. Das hat zur Folge, dass im MBR noch grub steht, es aber nicht mehr auf dem Computer ist. Also muss das MBR neu gemacht werden, damit es wieder weiß, dass der Computer mit Windows starten soll. Problem.
Für IT-Laien: Computer kaputt.
Im Flughafen angekommen schaue ich mich nach einem netten Fleckchen Erde um, wo ich die nächsten 30 Stunden verbringen könnte. Nur was soll ich so lange machen? Wifi und Filme sehen kann ich vergessen. Wirklich etwas zu tun gibt es hier auch nicht. Es gibt nicht einmal Restaurants, nur einen einzigen Imbissstand. Hals über Kopf spreche ich eine Gruppe von drei Französinnen an, ob sie schon wissen, wie sie weiterkommen. Sie wollen Couchsurfen und gleich mit dem Taxi zu der Person fahren. Ich teile mir das Taxi mit ihnen, ohne zu wissen, wo die Person wohnt oder ob es dort in der Nähe Hostels gibt. Aber das wird schon nicht weiter vom Zentrum entfernt sein als der Flughafen.
Versuch in Darwin mal nachts ein Hostel zu finden!
Das Taxi bringt uns also für je 8 Dollar zur Duke Street. Eine Karte habe ich noch nicht und auch mein Reiseführer von Südostasien hilft mir hier nicht mehr weiter. Es ist mittlerweile so gegen 00:30 Uhr Nachts. Auch nicht besonders gut, um noch Leute nach dem Weg zu fragen. Also folge ich mal wieder meinem geschulten Instinkt. Wer bei Nacht Vulkane und im Dschungel Hütten finden kann, der kann ja wohl auch ein Hostel finden. Welche Richtung ich einschlage ist ganz klar: genau die, aus der wir nicht gekommen sind.
Es ist ja allgemein bekannt, dass ich ein großer Fuchs bin und so scheint mein Plan aufzugehen. Nach einem knappen Stündchen finde ich einen Hoffnungsschimmer. Ein Hostel!
Begeistert gehe ich hin und Klopfe. Keine Reaktion. Ich Rufe. Keine Reaktion. Mist. In Asien waren alle Schalter auch Nachts besetzt. Ich gehe um das Gebäude und versuche irgendwo jemanden zu Erspähen aber das Glück will mir nicht beistehen. Und so muss ich dieses Hostel aufgeben und weiter suchen.
Und wieder zeigt sich, dass mein Instinkt richtig war. Ich komme in die Backpackergegend von Darwin. Eine Straße, in der Hostel an Hostel hängt. Davon ist aber auch eins nach dem nächsten geschlossen. Irgendwann finde ich zum Glück eins mit Nachtschalter. Die Übernachtung kostet 28Dollar. Dabei ist es schon zwei Uhr Nachts und 10 Uhr muss ich wieder auschecken. Rechnet mal aus, wie viel Schlaf mir da bleibt. Neben dem Hostel ist ein Dönermann, wo ich mir noch eine Stärkung holen will. 12! Dollar! bezahle ich für einen blöden Döner. Dieses Land ist unglaublich teuer. Shit, wie soll ich hier nur klar kommen?
Mein Tag in Darwin
Halbwegs ausgeschlafen kann ich wenigstens meine Sachen kostenlos im Lager des Hostels verstauen. Doch ehe ich mich auf Stadterkundung mache, will ich mal meinen Computer reparieren. Hier wird es doch Internet geben. Das gibt es in Asien überall. “Ja wir benutzen das Global Gossip System. Da bezahlst du für eine Stunde 4 Dollar.” Was zum Teufel? Ich beiße in den sauren Apfel und versuche in der einen Stunde eine Recovery-CD herunterzuladen. Leider reicht die Zeit nicht. Ich brauche einen neuen Plan. In der Stadt wird es ja irgendwo einen Computerladen geben. Die werden so freundlich sein, mir ein externes DVD-Laufwerk und eine Windows 7-DVD zu geben. Also mache ich mich auf Stadterkundung mit gleichzeitiger Reparatursuche.
Die Stadt ist recht entspannt. Es sind einige Backpacker auf den Straßen aber es dominieren doch mehr die Einheimischen. Immer wieder kommen eine ziemliche abgefuckte Aborigines entgegen. Warum sind die alle so heruntergekommen? Ich weiß es nicht. Meine erste Tour führt mich durch Wohngebiete. Da gibt es nichts zu sehen außer dicke Allradwagen vor den Türen. Meine zweite Tour führt mich ins winzige Stadtzentrum. Es besteht aus einer Fußgängerzone mit Läden auf beiden Seiten. Ziemlich klein und süß. Kein Wunder, dass es am Flughafen nichts gibt. Ich finde übrigens auch zwei Computerläden. Der eine will mindestens 44$ für die Reparatur. Viel zu viel. Blöde Verbrecher! Und der zweite ist fast noch besser. “Vor Neujahr machen wir nichts mehr.”
Als es etwas später wird schnappe ich mir wieder meine ganzen Sachen. Mein Flug geht morgen 6 Uhr in der Früh. Ich habe also reichlich Zeit, zum Flughafen zu kommen. Der blöde Typ an der Info vom Hostel empfiehlt mir den Airport Shuttle Bus. Für nur 19$. Nie und Nimmer. Meine erste Idee ist zu laufen. Ich habe ja noch die ganze Nacht. Also losmarschiert. Einen Teil des Weges kenne ich ja schon.
Unterwegs komme ich an einer Bushaltestelle vorbei. Ich frage den Busfahrer, ob ich irgendwie zum Flughafen komme und kriege endlich mal eine nicht überteuerte Sache angeboten. Das Ticket kostet 2 Dollar, ich muss einmal umsteigen und dann muss ich noch ein Stück laufen. So bin ich zwar 1,5 Stunden unterwegs aber das ist mir egal.
Mein Geburtstag am Flughafen
Endlich im Flughafen. Es ist schon gegen 20 Uhr. Nicht mehr soooo lange bis mein Flug geht. Und vor allem habe ich gleich Geburtstag! Ob wohl jemand so klug ist, die Zeitverschiebung einzurechnen und mich Mitternacht anruft? Ich vertreibe mir die Zeit mit Dösen und Kartenspielen mit mir selbst. Dann ist mein Geburtstag. Mein erster Geburtstag quasi ganz alleine. Schon ein komisches Gefühl. Keine Mutter, die Nachts angelaufen kommt, um mich abzuknutschen, keine Wellen von ICQ oder Facebook-Nachrichten. Keine Geschenke. Ich singe mir selbst im Kopf ein Geburtstagslied. Außerdem kaufe ich mir von dem einzigen Imbiss im Flughafen einen Muffin. Wenn schon keine Party, dann wenigstens einen Geburtstagskuchen!
Manch einer wird sich fragen, ob ich traurig bin. Eigentlich nicht. Ich kann bisher auf eine tolle Reise zurückblicken und wenn ein Geburtstag am Flughafen der Preis dafür ist, dann bezahle ich ihn gerne. Auch wenn ich immer noch nicht verstehe, wie ich die Flüge so legen konnte.
Und wer war noch schon mal in Cairns oder hat alleine in seinen Geburtstag gefeiert?