Eigentlich hatte ich mir überlegt den Semeru zu besteigen. Das ist der höchste und aktivste Vulkan Javas. Mit einer Höhe von 3676 m ein gutes Ziel für mich. In meinem Reiseführer steht, dass der Berg nur etwas für erfahrene und fitte Bergsteiger ist. Nach meiner Zeit im Himalaya will ich von mir behaupten, dass das gilt. Im Lonely Planet von Marokko stand auch vom Jbel Toubkal in Marokko, dass man ihn nicht ohne Guide besteigen sollte. Ich habe es getan, wie viele andere auch. Und ich hatte eine tolle Zeit. Das erhoffe ich mir hier auch. Darum erkundige ich mich bei diversen Touristenbüros. Die meisten wissen gar nicht, wie man dort hin kommt. Einer kann Auskunft geben. Man muss da und da hin und dann kann man ihn in 2 oder 3 Tagen besteigen. Der Guide kostet so und so viel. “Ich will ohne Guide gehen. Ich bin erfahren.“ – „Ne. Das geht nicht.“ – „Wie das geht nicht?“ – „Die Regierung findet es für Touristen zu gefährlich ohne Guide. Darum muss man einen nehmen. Für Locals geht es ohne, aber Touristen müssen einen nehmen.“ Scheiße. Blödes Abzockerland. Der einzige Vulkan, den man ohne Guide besteigen dürfe sei der Bromo. Quasi der Touristenvulkan in Java, wo jeder hin geht. Und so entscheide auch ich mich für die Standardtour von Yogya, zum Bromo, nach Denpasar. 200Euro für einen Guide sind mir zu viel. Selbst so ist die Tour schon teuer. 400000Rp bezahle ich.
Der Bromo
Die Fahrt ist entspannt 9 Uhr geht es in einem Minibus los. Diesmal ist es ein geräumiger. Die ganze zehn-stündige Strecke über kann ich meine Füße hochlegen. Zwischendurch ist Mittagspause, wo wir in einem Restaurant mit gutem Preis-Leistungsverhältnis halten. Dann kommen wir an. Irgendwo. Unsere Rechnungen werden noch einmal gecheckt und wir müssen in einen anderen Bus umsteigen. Das ist der Bromo-Bus. Der fährt den Berg hoch und runter um Leute zu dem Dorf zu bringen, wo wo aus es zum Bromo geht. Übernachtung und Frühstück sind im Paket drin. Uns werden unsere Hotels und Zimmer zugeteilt. Außerdem erfahren wir den weiteren Ablauf. Morgen früh um 4 aufstehen und dann mit dem Jeep zum Aussichtspunkt für den Sonnenaufgang, danach zum Bromo. Der Jeep kostet aber weitere 80000Rp. Ich will sowieso lieber laufen.
Morgens 4 Uhr. Das hatte ich ja seit Nepal nichtmehr. Auch seit Nepal hatte ich keine Bergsachen mehr an. Longsleeve und Regenjacke – auch meine Wanderstiefel, die immer noch vom Dschungel dreckig sind, kommen wieder zum Einsatz. Ich weiß ja nicht was mich erwartet. Frühstück gibt es ab 7 Uhr. Also marschiere ich direkt los. Mir wird von ein paar Leuten noch der Weg verraten. „Die Straße runter und dann rechts.“ Das klingt einfach. Soweit so gut. Bis ich den Nationalpark betrete. Dann wird es tricky. Ich bin der Einzige weit und breit. Wahrscheinlich. Es ist zu dunkel, um etwas zu sehen. Der Nationalpark hat auch keinen Weg mehr. Ich laufe über eine Sandwüste. In alle Richtungen ist nichts zusehen. Mein einziger Anhaltspunkt sind Fuß- und Mopedspuren im Sand. Mir bleibt nichts als den Spuren und meinem Instinkt zu folgen. Es wird langsam hell. Die Sonne muss bald aufgehen. Mit dem Hellerwerden erscheinen aber auch Konturen am Himmel. Ich entdecke den Bromo vor mir. Nichtmehr weit entfernt ist der erste Rauch über ihm zu sehen. Schnurstracks hin. Pünktlich zum Sonnenaufgang.
Der Bromo ist für mich als alten Geologen mal wieder ein hochinteressanter Ort. Tatsächlich ist es offenbar kein Rauch der dort aufsteigt. Ich halte es für Wasserdampf. Der Krater geht genausoweit herab wie der Bergauf der anderen Seite hoch ist. Unten im Krater ist ein kreisförmiges Loch, aus dem der Wasserdampf aufsteigt. Es ist nicht zu sehen. Was dort unten lauert. Vielleicht ein Drache, der gerade Kocht? Der Bromo ist ein Stratovulkan. Der Berg besteht also aus Schichten von Lava, die immer wieder übereinander erstarrt sind. Wenn es gerade ruhig ist und keine blöden Touris Lärm machen kann man den Vulkan hören. Es ist ein Rauschen. Wie Wasser. Irgendwo dort muss ja auch Wasser sein – woher sonst der Dampf? Hin und wieder hört man nicht nur Rauschen, sondern auch Rümpeln. Steine oder Dreck, die in den Krater rutschen. Hinter mir sehe ich das Meer aus Sand. Obwohl – eigentlich nicht. Ich sehe den Sand nicht. Tatsächlich sehe ich ein Meer aus Nebel. Bodennebel soweit die Ebene reicht. Da bin ich durchgewandert. Kein Wunder, dass ich nichts sehen konnte. Sonnenaufgang. Am linken Rande des Bromo steigt sie Empor. Färbt die Umgebung rot. Weiter rechts die unaufhörliche Dampfwolke, die sich Lavalampenartig wie in Zeitlupe ihren Weg nach oben sucht. Mit einem Schauspiel aus Wirbeln und Winden, die das Bild mit jedem Blick verändern.
Der Rückweg ist einfacher. Mittlerweile kommen alle Touristen – in Jeeps, auf Pferden, auf Mopeds. Alle zu faul zum Laufen. Ich hatte Glück, dass ich gelaufen bin und fast alleine den Sonnenaufgang auf dem Vulkan statt auf dem Aussichtspunkt genießen konnte. Zurück im Dorf gönne ich mir am Frühstücksbuffet eine üppige Portion. Danach sehe ich mich noch ein klein wenig im Dorf um. Nun ist es hell und ich sehe, dass man von hier aus über die Sandwüste bis zum Bromo gucken kann. Mittlerweile hat sich auch der Bodennebel verzogen und ich kann sehen, wo ich langgelaufen bin. Witzig, wie sich Tag und Nacht unterscheiden. 9:30 geht es mit dem Bromobus wieder runter.
Denpasar
Ein großer Bus nach Denpasar sammelt uns ein. Wir fahren an die Ostküste, nehmen eine Fähre und fahren weiter über Bali bis nach Denpasar. Die gesamte Tour vom Bromo nach Denpasar nimmt 12 Stunden in Anspruch. Wiedermals komme ich im Dunkeln an. Aber Moment. Wir sind gar nicht in Denpasar. Die guten Indonesier haben mal wieder ihren Lieblingstrick ausgepackt und uns in einen Busbahnhof außerhalb der Stadt gebracht. „20km etwa. Ein Bus fährt nicht mehr.“ Immer der gleiche Mist. So teile ich mir mit 4 weiteren Leuten, die ich unterwegs kennengelernt habe einen Minibus. 20000Rp muss jeder bezahlen. Noch später in der Nacht. Jetzt wirklich in Denpasar. Wir suchen eine Unterkunft. Viele sind wieder voll. Wir finden eine für 60000Rp. Nicht billig aber okay. Ich verbringe die Nacht und am nächsten Morgen mache ich mich auf den Weg nach Padang Bai. Padang Bai ist der Fährplatz zu den Gili Islands. Die sollen mein nächstes Ziel werden.
Und hättet ihr euch den teuren Guide für den Semeru gegönnt?
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