Ich war den ganzen Januar und Februar auf Sumatra und könnte wieder einige Reiseberichte darüber schreiben, wie wir da Bergsteigen, im Dschungel oder auf Mopedtour waren (vielleicht mache ich das auch noch hin und wieder). Stattdessen möchte ich aber einmal ansprechen, was ich dort über Naturschutz gelernt habe.
Schon als ich noch auf Sumatra war habe ich hier im Blog ja schon angesprochen, dass man ja ruhig mal wieder dem WWF Geld spenden könnte. Das ist natürlich ein wenig unüblich, aber als ich dort war, war mein Bedürfnis einfach sehr groß, irgendetwas tun zu wollen. Ich war ja schon an vielen Orten, aber ich glaube so ein Gefühl wie auf Sumatra hatte ich noch nie.
Als Kind wollte ich schon mal Tierschützer werden. Eigentlich ist es ja auch ganz einfach: Man findet die Menschen, die schlecht zu Tieren sind und betraft sie, damit sie es nicht mehr sind. Jedenfalls dachte ich das damals. So ähnlich bleibt das Gefühl auch. Ein paar Menschen sind Schuld am Artensterben: die Wilderer und die Konzerne.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich vor ein oder zwei Jahren in Hannover auf der Lister Meile mit einer netten jungen Frau von Amnesty International, Ärzte ohne Grenzen, Aktion Kind oder irgendeiner anderen dieser Organisationen, die immer auf der Lister Meile nach Spenden betteln darüber geredet habe, dass ich kein Geld spenden möchte, sondern viel lieber selbst da runter gehen würde, um zu helfen. Selbst obwohl ich schon erwachsen und gebildet war, habe ich noch nicht verstanden gehabt, dass es nicht an der Hilfe mangelt.
Was habe ich nun in Sumatra gesehen und gelernt? Wenn Leute mich fragen, wie Sumatra war, dann muss ich leider immer sagen, dass es ziemlich blöd war. Schon vor Ort haben mein Kumpel Jens und ich uns über alles Mögliche beschwert. Überall ist Müll, das Essen ist nicht besonders gut, die Infrastruktur ist schlecht, es gibt nirgendwo englische Bücher zu kaufen, weil die Bildung so schlecht ist. Das sind alles Probleme, die einen nerven, die aber auch wirklich schlimm sind.
Sumatra ist einer der wichtigsten Lebensräume der Welt, es gibt dort ein paar der letzten Tiger, Elefanten, asiatische Nashörner, Orang-Utans, verschiedenste Insekten. Ein riesengroßes Ökosystem, das vom Menschen bedroht wird. Der Regenwald wird gerodet und abgebrannt, damit dort Palmölplantagen entstehen können und illegal Papier hergestellt werden kann. Nun ist es leicht darüber zu meckern. Aber die Leute vor Ort sind ja arm und wollen auch nur überleben. Wenn man arm ist, ist es wirklich schwer langfristig zu denken und Ressourcen zu planen. Da verkauft man schonmal Land an die Palmölindustrie, um die Familie zu ernähren. Die Probleme, die später kommen kann man dann leicht vergessen. Die Leute vor Ort sind zwar oft ungebildet, aber nicht blöd. Vielen ist natürlich klar, dass die Natur vor Ort ein großer Schatz ist, den es zu schützen gilt. Aber das ist für die nun mal nicht so leicht. Es müsste Alternativen geben, um Geld zu verdienen. Nur welche?
Nun ist Sumatra für mich schon eine Weile her und ich konnte noch über das Problem nachdenken. Eine Lösung habe ich leider nicht, aber ich habe erkannt, dass dieses Problem für die Natur nicht nur auf Sumatra herrscht. Selbst ich leider unter dem gleichen Problem: Ich rede immer von Umweltschutz und dann fragen mich die Leute: Warum fährst du denn dann ein Dieselfahrzeug? Die traurige Antwort ist, dass ich auch nur bin wie ein armer Indonesier. Es ist die einzige Option, die ich mir leisten kann. Ich kann mir immer schönreden, dass ich zurzeit keine Wohnung habe und dadurch mein ökologischer Fußabdruck im Schnitt geschmälert wird. Aber das Problem an sich ist damit nicht gelöst. Selbst wenn der Markt irgendwann geile Elektrobusse anbietet, dann werden die mal locker 40000€ kosten, die ich nie haben werde und deshalb muss ich weiter meine Dieselkiste fahren und allen erzählen, wie viel besser Elektrofahrzeuge sind.
Nicht nur ich bin das Problem. Auch ganz Deutschland macht sich schuldig. Die Zeit in der wir Leben nennt man das Anthropozän. Die Zeit, in der der Mensch bestimmt wie die Welt aussieht. Hier haben wir schon unheimlich viel gerodet, Naturwald und Dschungel sucht man in Deutschland vergebens. Und trotzdem gibt es Studien, dass auch hier das Artensterben so groß ist wie nie zu vor, was vor allem an der Landwirtschaft liegt mit all diesen Monokulturen, Überdüngung, Giften und anderen Problemen, die es da gibt. Zu diesem Thema empfehle ich den Podcast „Forschergeist“ mit der Episode „FG057 Artenschutz und Zoos“, wo Manfred Niekisch interviewt worden ist und aus einem erfolgreichen Leben als Naturschützer berichtet.
Tja und was bringt mir das? Jetzt habe ich auf Sumatra gesehen, wie schlimm es mit dem Naturschutz auf der Welt stehen kann und bemerkt, dass es hier kaum besser ist. Ich habe verstanden, dass nicht einzelne Menschen schuld sind, sondern es kompliziert globale Zusammenhänge sind.
Ich bin Nabu Mitglied, das könntest du vielleicht auch werden. Vielleicht könntest du auch dem WWF mal wieder Geld spenden. Das ist leider gerade alles, was mir einfällt um die Welt ein bisschen zu retten. Vielleicht bewege ich aber ja ausgerechnet dich, lieber Leser dazu, auch ein bisschen darüber nachzudenken was du vielleicht dieser Welt antust und was du vielleicht ändern könntest. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die paar vollberuflichen Naturschützer auf der Welt alles für uns machen. Die Eigenverantwortung ist die Herausforderung. Ich kann vielleicht nicht alles ändern, aber vielleicht kann ich ein bisschen ändern.
Manfred Niekisch hat im oben erwähnten Podcast aber gesagt: Es ist gut, dass der Mensch daran schuld ist. Denn das bedeutet, dass er es auch wieder ändern kann.
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