Da bin ich nun im Cloud9 Backpacker Hostel. Ich weiß, dass vor mir schon einige meine Freunde hier waren. Fabi, Jule, Anton. Ich wandele auf vergangenen Spuren. Vor mir die große Stadt Brisbane und keine genaue Idee, wie meine Reise eigentlich weiter gehen soll. Was will ich eigentlich in Brisbane machen? Wie lange hier bleiben? Wie weiter kommen? Viele Fragen, die geklärt werden müssen.
Mein Kumpel Peter bringt mich bis vor mein Hostel. Cloud9 Backpacker. Fabi meinte einst zu mir, dass es das schäbigste aber beste Hostel in Brisbane wäre. Es ist schon 23 Uhr. Ich checke ein, orientiere mich ein wenig und verbringe meine erste Nacht im Hostel. Am nächsten Tag frage ich in allen Hostels in der Straße, ob ich zwei Wochen für Unterkunft arbeiten könne. Alle voll besetzt. Also checke ich wieder bei Cloud9 ein. Erstmal für eine Woche. Eine Woche kostet 99 Dollar. 15 Dollar pro Nacht. Billiger geht es in Australien wohl wirklich nicht.
Hier möchte ich meine übliche Schreibe mal wieder unterbrechen. In der Regel berichte ich ja sehr chronologisch, in der Hoffnung damit ein “ich bin dabei”-Erlebnis zu erzeugen (in den Kommentaren gerne kritisieren, ob das klappt!) Aber in Brisbane hat es sich dann so ergeben, dass ich dort tatsächlich 4 mal die 99 Dollar-Woche genommen habe. Da waren viele Tage, die nur aus nichts-tun oder kochen bestanden. Daher will ich die Dinge, die ich wiederum erlebt habe thematisch zusammenfassen. Neue Stile probieren. Yeah.
In Brisnane pendelt sich bei mir der Alltag ein. Bei Coles kaufe ich mir eine Tupperdose und koche alle zwei Tage frisch. Dafür laufe ich durch den Supermarkt und suche nach Sonderangeboten. Die meisten meiner Gerichte bestehen daraus, dass ich einfach in die Pfanne schmeiße, was mir schmeckt und Reis dazu koche. Das kochen macht mir spaß. Es ist einfach super, irgendwas zusammenzupanschen und hinterher schmeckt es richtig gut. Einen Tag machen wir Pfannkuchentag. Da backe ich über 2,5kg Pfannkuchen. Ansonsten mache ich Bratkartoffeln, Pellkartoffeln mit Hüttenkäse und Kräutern, Kartoffelbrei mit Ei und Spinat, Hühnergeschnetzeltes mit Champignon-Sahne Soße und Reis, Selbstgemacht Buletten mit Reis, Senfeier mit Reis, Omletts und so weiter und so fort. Ob ich wohl meine “Rezepte” alle hier veröffentlichen sollte?
Nach zwei Wochen kommt Dimitri in mein Zimmer. Seine erste Frage: “Wem gehören diese Schuhe?” Er hat meine Acokus gesehen und vermutet jemanden, der Parkour macht. Dimi kommt aus Stuttgart und trainiert selbst auch Parkour. Er und ich unternehmen danach viel mit den Brisbaner Parkourboys. Sie zeigen uns viele Spots, wir trainieren viel. Nehmen an Workshops und “Trainertreffen” von ihnen teil. Ich habe schon lange kein Parkour mehr trainiert. So richtig das letzte mal in London. Es macht spaß, in Brisbane wieder damit anzufangen. In Australien will ich auch weiterhin im Training bleiben.
Gefeiert wird natürlich auch reichlich. Mittlerweile habe ich die Erfahrung, dass mich ein Abend ausgehen in der Regel etwa 30$ kostet (wenn ich trinken will). Die nächstgelegene Bar ist das Citybackpacker Hostel. Dort gibt es einen Billiardtisch, den man gratis nutzen kann und jeden Abend irgendwelche Themen. Freitags eine Obenrum unbekleidete Kellnerin, Donnerstags ein Billiardturnier, Mittwochs Karaoke. Solche Sachen. Einen Tag gehen wir nach Fortitude Valley – die Partymeile von Brisbane. Kiera, die schon zwei Wochen mit mir in einem Raum war verlässt Brisbane. Sie will mit uns ausgehen. Fortitude Valley ist eine lange Straße mit Club an Club und Bar an Bar. Es wird getrunken, gelacht und getanzt.
Dann sind da noch ein paar schöne Parks in Brisbane. Der botanische Garten, in dem man viele Tiere und Pflanzen sehen kann. Die Roma Parklands und das Südufer vom Brisbane River wo sich auch einer dieser kostenlosen öffentlich Swimmingpools befindet.
Viele Leute fragen mich bei Facebook, wie schlimm die Überschwemmungen in Brisbane sind. In den Nachrichten sehen sie ja ziemlich schlimm aus. Tatsächlich regnet es tagelang. Sehr stark. Mal nur ein bisschen stark. Aber immer stark. In meinem Hostel steht das Erdgeschoss vielleicht 2 cm unter Wasser. Ich bin aber zum Glück im ersten Stock. Also kein Thema. Nur unternehmen kann man bei dem Regen nichts.
Ansonsten war ich in Brisbane im Kino. Ich habe mir den Hobbit angesehen. Internet gab es in meinem Hostel nicht, fast jeden morgen bin ich zum Reisebüro gelaufen, um da eine Stunde zu interneten. Ich süchtiger. Andere Möglichkeit für Internet ist die Bibliothek. Wenn man Abends dort hingeht ist es ganz lustig zu sehen, wie die ganzen reisenden dort mit ihren Laptops sitzen.
Tja das ist ein ziemlich kurzer Artikel, dafür dass ich einen ganzen Monat in Brisbane verbracht habe. Die längste Zeit, die ich auf meiner ganzen Reise, in einem Ort verbracht habe und verbringen werde.
Genau deshalb ist der Artikel aber so kurz geworden. Was ich in Brisbane gemacht habe, war kein Reisen mehr, es war mehr ein Leben. Eine interessante Erfahrung.
Auch sehe ich eine Menge Leute kommen und gehen. Andere bleiben länger und andere kürzer. Am Anfang ist da Michael, dem Australien nicht gefällt, er geht nur noch jeden Tag in die Bibliothek ins Internet und wartet darauf, bald nach Thailand zu fliegen. Dann kommt Nastasia, die naiv-dümmliche aber liebenswerte Französin, mit der ich viel unternehme. Kiera und Dimi habe ich ja schon erwähnt. Andere Leute bleiben nur eine Nacht oder kürzer. Angeblich gibt es in dem Hostel sogar Leute, die schon seit einem Jahr dort sind.
Ich habe noch gar nicht erwähnt, warum ich eigentlich so lange dort gewesen war. Zunächst war mein Plan für Brisbane, einen Job zu finden, ein bisschen Geld zu verdienen, und dann Reisepartner zu finden, mit denen ich in das Outback fahren kann. Keins davon ist passiert. Einen Job habe ich weder gefunden noch wirklich gesucht und auch meine Reisepartner sind anders als erwartet. Im Internet hatte ich eine Anzeige gefunden “Begleite eine Filmcrew auf dem Weg nach Sydney und kriege dafür alle möglichen Aktivitäten umsonst”. Angerufen, ausgefragt. Da will jemand Werbevideos für die ganzen Veranstalter drehen. Dafür würde ich gefilmt werden, kriege dafür aber alle Aktivitäten und Unterkunft kostenlos. Das ganze soll 35 Tage dauern und 2000 Dollar kosten. Ich rechne alles genau nach, ob sich das lohnt, ob ich danach noch genug Geld für meine weitere Reise habe und alles sieht ganz gut aus. Also trage ich mich ein. Zu dem Zeitpunkt muss ich noch zwei Wochen auf die Fahrt warten. Dann soll sie kommen, aber zwei Tage vorher kriege ich einen Anruf, dass sie um eine weitere Woche verschoben wird, weil die Überschwemmungen zu viele Schäden auf der Tour verursacht haben.
Tja und so musste ich auf die “Grasshoppertour” warten auf der ich nun bin. Vorgestern waren wir Heißluftballon fliegen, heute Paintballspielen und morgen geht es auf eine Rennbahn. Aber dazu werden noch viele tolle weitere Artikel kommen.
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