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Der älteste Regenwald der Welt: Taman Negara

Der Weg in den Dschungel

Taman Negara – der Nationalpark mit dem angeblich ältesten Regenwald der Welt. Wilde Tiere – Elefanten, Tiger und Nashörner – undurchdringbarer Dschungel – Gefahren hinter jeder Ecke. Ein Skorpion? Eine Schlange? Kann jeder Schritt der letzte sein? Was erwartet einen im Regenwald? Genau das will ich hier herausfinden!

Der Weg in den Dschungel

Wilde Touristen im Dschungel

Nach einem kurzen Frühstück gehen Bonnie und ich los, um ein Hostel zu finden. Das ist recht einfach. Das halbe Dorf besteht offenbar aus Hostels und die meisten sind leer. Es ist wieder Low-Season. Genau wie in Koh Tao sollte eigentlich Monsunzeit sein. Aber das Klima hat sich geändert. Wir bekommen ein Dormitory, in dem nur wir beide sind. Wie ein Doppelzimmer nur billiger! Wir laden unsere Sachen ab, kaufen ein wenig Proviant ein und machen uns endlich auf den Weg zum Dschungel. Dafür zahlen wir jeweils 1 RM Parkeintrittsgebühr und 5 RM Kamera-Gebühr. Außerdem kostet die Überfahrt mit einem kleinen Boot vom Dorf zum Regenwald 1 RM. Auf der anderen Seite des Flusses wartet ein großes Resort. Pavillons, Gemeinschaftsräume, Restaurants, hier findet man nochmal alles. Wir folgen den Schildern mit der Aufschrift “Conopy Walk”. Der Canopy Walk ist eine Hängebrücke, die von Baum zu Baum geht und angeblich sehr sehenswert ist. Der Eingang in den Dschungel ist enttäuschend. Ein Schild weist uns darauf hin, dass wir das Resort verlassen. Dann geht es auf Holzstegen weiter. Immer wieder kommt man an Touristentrauben vorbei, die sich um einen Guide sammlen, der etwas über eine Pflanze oder ein Insekt erzählt. Nichtmal hier ist man vor denen sicher!

Auf dem Canopy Walk

Nach einem kurzen Spaziergang über die Holzstege erreichen wir den Canopy Walk. Natürlich kostet es weitere 5 RM ihn zu begehen. Es ist wie erwartet eine Hängebrücke, die von Baum zu Baum geht. Mein Buch hat etwas von 40m Höhe gesagt. Das glaube ich aber nicht. Der letzte Teil des Spektakels ist leider gesperrt. Vielleicht wäre es dort hoch geworden? Tiger, Elefanten, Affen, Nashörner… Nichts davon ist von der Brücke aus zu sehen. Aber immerhin kriegt man einen ersten Überblick, wie dicht der Wald abseits der Wege ist. Nach dem Canopy Walk geht es ohne bestimmte Richtung weiter, bis wir auf ein Schild treffen.

Nach diesem Punkt sollten sie einen Guide haben. Das zieht mich natürlich magisch an!

Selbstverständlich überrede ich Bonnie dass wir den Weg nehmen, bei dem man angeblich einen Guide braucht. Ich habe einen Kompass dabei. Der hat mir in Nepal schon immer als guter Guide gedient, wenn ich nicht weiter wusste! Und tatsächlich, die Holzstege verschwinden endlich. Von den großen wilden Tieren und den giftigen Schlangen ist weiter keine Spur.

Ohne Guide auf einem Trampelpfad. Soll das schon mein Ende werden?

Es gibt zwar keine Holzstege aber dafür laufen wir auf einem doch sehr gut ausgetrampelten Pfad. Verlaufen bleibt so unmöglich. Immer wieder finden wir spannende Insekten. Riesige fette Würmer, daumengroße Ameisen, Ameisenstraßen, die so voll und belaufen sind, dass sie wie mehrspurige schwarze Mini-Autobahnen wirken, hin und wieder auch mal eine Libelle oder ein Schmetterling. Man achtet in alle Richtungen. Hört man ein Geräusch bleibt man stehen und versucht irgendetwas zu erspähen. Immer in der Hoffnung irgendein Tier zu sehen. Tatsächlich ist es aber nicht anders als in unseren deutschen Wäldern. Man sieht nichts tierartiges außer Ameisen und Moskitos.

Tiger in Taman Negara

Wir folgen dem Weg eine Weile, bis wir umkehren um in eine andere Richtung zu gehen. Zurück am Resort haben wir dann auch tatsächlich Glück! Ein Tiger! Majestätisch sitzt er auf einem Plateau, wie auf einem Thron!

In der Nähe des Resorts essen wir unseren mitgebrachten Proviant zum Mittag, ehe wir wieder in den Dschungel gehen. Diesmal in eine andere Richtung. Aber sehr tief in den Dschungel gehen wir heute noch nicht. Trotzdem haben wir Glück und sehen vereinzelt Warane. Große kriechende Echsenviecher, die nicht bemerkt haben, dass die Dinosaurierzeit eigentlich schon vorbei ist. Außerdem entdecken wir am Abend Blutegel an unseren Füßen. Nicht viele. Ich habe drei Bisse und Bonnie einen. Mistviecher.

Morgen wollen wir in einem Hide schlafen. Das ist ein großer Hochsitz im Dschungel, in dem man schlafen kann und hoffen, dass man Abends oder Morgens Tiere sieht. Wir haben uns den ausgesucht, der am weitesten vom Eingang entfernt ist.

Waran im Busch – vielleicht ein Meter Länge

Auch eine alte und nicht mehr ganz vertrauenerweckende Brücke lasse ich mir nicht nehmen

Die Nacht im Hochsitz Bumbun Kumbang

Blick über den Regenwald

Am nächsten Tag brechen wir 10 Uhr auf. Vor uns liegt ein etwa 12km langer Marsch Richtung Norden durch den Dschungel. Unsere großen Rucksäcke lassen wir im Hostel und haben nur das Wichtigste in unsere kleinen Rucksäcke gepackt. Der Weg führt uns wieder vorbei am Canopy Walk. Danach gehen wir über einen kleinen Berg. Von dem hat man Aussicht über den Dschungel. Er erstreckt sich offenbar ins unendliche. Da kann selbst der Wald bei Gardelegen nicht mithalten.

Wir erreichen wieder ein Warnschild, dass wir mit Guide gehen sollten. Erfahrungsgemäß kann man das aber ignorieren. Danach fängt der Weg an enorm spaßig zu werden. Unser langer Marsch führt uns immer tiefer in Dschungel. Wir bleiben zwar ständig auf Pfaden, allerdings sind die mal leichter und mal schwerer zu finden. Immer wieder versperren umgestürzte Bäume den Weg und man muss drüber klettern, drunter kriechen oder einen Weg drumherum  finden. Parkour im echten leben! Doch Bäume sind nicht das einzige Hindernis. Kleine und große Bäche durchkreuzen unsere Wege. Tiefer Matsch erschwert das gehen und zu allerletzt: Es gibt nur sehr wenige Schilder. Oft ist man auf Orientierungssinn oder Instinkt angewiesen, um den richtigen – oder überhaupt einen – Weg zu finden. Da bin ich ganz froh, dass ich mit Kompass unterwegs bin.

Tja Bonnie. Über den Baum oder durch das Wasser?

Unser typischer Weg im Dschungel

Häufig kommen fragen auf. “Sind wir hier noch richtig?” “Es kam schon lange kein Schild mehr.” Unser Weg dreht sich. Wir gehen nicht mehr nach Norden sondern Richtung Osten. Sind wir etwa falsch abgebogen? Und wenn wir falsch abgebogen sind. Was machen? Zum zurückgehen ist es zu spät und auf gut Glück eine Kreuzung suchen wird nicht klappen. Das Studium der Karte und meines Kompass verrät mir, dass wir nach Osten gar nicht so schlecht sind. Wir müssen irgendwann einen Fluss überqueren. Wahrscheinlich müssen wir nochmal mit dem Boot fahren. Es kann nicht mehr so weit sein.

Das ist es aber doch. Wir gehen lange und Zweifel kommen auf. Aber der Fluss kann ja nicht verschwunden sein. Er muss irgendwann kommen! Eine andere Wahl als weiter Richtung Osten zu gehen haben wir sowieso nicht. Unterwegs bemerken wir immer wieder Blutegel, die versuchen durch unsere Kleidung zu kommen. Meine Hose kann man ganz unten am Bund zuziehen. Bonnie hat ihre in die Socken gesteckt. Sie versucht die Blutsauger regelmäßig zu entfernen. Ich schnippse sie nur weg, wenn ich sie zufällig sehe. Am Abend werde ich schon sehen, wie viele ich davon habe. Dann die Erleichterung: Ich höre den Fluss. In wenigen Metern sind wir da!

Ein Boot gibt es nicht. Dafür gibt es ein Seil. Drüber oder durchs Wasser?

Todesmutig versuche ich über das Seil zu kommen

… aber es ist zu locker gespannt und so lande ich doch im Wasser.

Hochsitz Bumbun Kumbang

Nach dem Fluss ist es tatsächlich nur noch ein kurzer Spaziergang mit reichlich Schildern, der uns zu unserem Hochsitz führt. Wir sind nicht alleine. Außer uns sind im Hochsitz noch ein Deutscher, ein Engländer und eine Chilenin. Von der Chilenin erfahren wir, dass die letzte bekannte Tigersichtung in diesem Hochsitz im Juni 2012 gewesen wäre. Irgendwie ist jedem klar, dass man keinen Tiger im Dschungel sehen wird. Immerhin gibt es nur noch etwa 300 malaysische Tiger (und nur noch weniger als 3000 frei lebende Weltweit!) aber irgendwie hat doch jeder ein bisschen die Hoffnung einen zu sehen. Der Hochsitz ist recht komfortabel. Es gibt sogar ein Klo ohne Wasser. Im inneren gibt es neben einer Sitzbank zur Tierbeobachtung noch Doppelstockbetten ohne Matratze. Man schläft auf gemütlichem, weichem Holz. Wunderbar!

Endlich am Ziel

In der Hütte ziehen wir auch endlich unsere Sachen aus, um nach Blutegeln zu suchen. Der andere Deutsche, der mit uns in der Hütte ist, ist schon dabei überall seine blutenden Wunden mit Klopapier zu pflegen. Ich ziehe mich auch bis auf die Unterwäsche aus. Meine Socken sind wie eine Blutegelfarm. Die Mistviecher saugen selbst durch die Kleidung durch! Ich ziehe die Socken aus und kann die Bisse gar nicht zählen. Meine ganzen Füße sind blutüberströmt. Die Biester spritzen Hirudin, damit das Blut nicht gerinnt und alles wunderbar flüssig fließt und strömt.

Blutige Füße

Unser Blick aus dem Hochsitz

Die Blutegel schmeiße ich raus. Klopfe meine Sachen aus und hoffe, dass keine von den Biestern in der Hütte geblieben sind. Dann genieße ich endlich den Blick aus der Hütte. Wir sehen auf eine kleine Lichtung. Genau richtig, um Tiere sehen zu können. Es ist noch recht früh, es wird eh noch nichts kommen. Aber vielleicht haben wir in der Abend- oder Morgendämmerung Glück. Wir vertreiben uns die Zeit bis dahin mit quatschen. Immer leise. Man will ja keine potenziellen Tiere abschrecken.

In der Abenddämmerung sitzen wir alle schweigend gespannt und sehen aus dem Fenster. Zu sehen ist aber nichts. Es wird immer dunkler und es wird schwieriger etwas zu erkennen. Irgendwann bin ich an dem Punkt, wo die Fantasie anfängt streiche zu spielen. Bewegt sich das da? Ist da was? Aber es ist zu dunkel. Auch wenn da wirklich etwas wäre, würde man es wahrscheinlich nicht mehr erkennen. Daher gehe ich ins Bett und hoffe, am Morgen mehr zu sehen.

Tatsächlich. Der Morgen ist ein wenig ertragreicher! Es sind zwar nicht die erhofften Großtiere aber dafür können wir ein Wildschwein auf unserer Lichtung beobachten. Außerdem sehen wir einen Falken. Und als ganz besonders tolles Erlebnis kommt ein Eichhörnchen in unsere Hütte.

Den Rückweg wollen wir beschleunigen. Nicht wieder durch den ganzen Dschungel. Wir wollen zum nächsten Dorf und von dort ein Boot nehmen. Das Dorf erreichen wir schnell. Es sind nur 2 km. Allerdings ist es ein Geisterdorf. Nichts und niemand ist da. Dennoch setzen wir uns an den Fluss, wo wir ein Boot herbeirufen, das uns zu einem unverschämten Wucherpreis von 25 Ringit pro Person zurück nach Kuala Tahan fährt.

Die Fahrt nach Kuala Lumpur

9 Uhr sind wir in Kuala Tahan. Angeblich fährt 10 Uhr ein Bus. Wir schnappen unsere Sachen, frühstücken, gehen zur Bushaltestelle und warten. Und warten. Und warten. Und es kommt kein Bus. Wiedermal sind wir gestrandet. Wir fragen die Einheimischen. 15 Uhr fahre wohl wieder einer. Irgendwie bringt diese Bonnie mir Pech. Vorher bin ich noch nie irgendwo so stecken geblieben!

Skorpion – professionell in einer Tüte gefangen

Zunächst versuchen wir die Straße Richtung Jerantut entlangzugehen und per Anhalter zu fahren. Uns will aber niemand mitnehmen. Dann gehen wir zurück zu unserem Frühstücksort und haben dort endlich Glück. Jemand bietet uns an uns mitzunehmen! Er müsse eh nach Jerantut und hätte dann jemanden zum erzählen. Das Angebot nehmen wir wahr und steigen ins seinen Minibus. Am Rückspiegel hängt ein Skorpion. Den habe er auf der Straße gesehen und gefangen erzählt er. Ein Stich und man sei tot.

Quasi als Gegenleistung dafür, dass er uns mit nimmt bespaße ich unseren Fahrer die eineinhalbstündige Fahrt über. Zeige Interesse an seinem Beruf, seinen Land und allem was mir einfällt, worüber man reden könnte. Wer hätte gedacht, dass Malaysia eine so stabile Wirtschaft habe, weil es irgendwelche Früchte gibt, aus denen pflanzliches Öl für Kosmetikprodukte hergestellt werden könne?

Diesmal haben wir auch endlich mal ein gutes Timing und erreichen den Busbahnhof in Jerantut genau rechtzeitig, um nach Kuala Lumpur zu fahren. Wir können noch zu Mittag essen, um in 3-4 Stunden Busfahrt anzukommen. Und die ganze Zeit quält mich eine Frage:

Wie zum Teufel soll ein riesiger fetter Elefant durch diesen engen Dschungel kommen?

Hättet ihr euch in den Dschungel getraut oder hättet ihr doch einen Guide genommen? Oder wart ihr sogar schon im Dschungel und habt mehr Tiere gesehen? Lasst es mich wissen!

Wust

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